25. Januar 2014

"Borderline - Das Selbsthilfebuch" von Andreas Knuf, Christiane Tilly

Wenn wir uns vorstellen, dass Gefühle Pferde sind, dann sitzen "normale" Menschen auf einem Ackergaul. Menschen mit einer BPS hingegen sitzen auf einem Araberhengst. Er geht leicht durch, hat ein starkes Temperament und ist nur schwer wieder zu bändigen. Daher müssen "Bordis" einfach besser reiten können.
Zitat aus: "Borderline - Das Selbsthilfebuch" von Andreas Knuf, Christiane Tilly
224 Seiten
ISBN: 9783867390040
Verlag: BALANCE buch + medien verlag
Lange hieß es, dass die Borderlinepersönlichkeitsstörung nicht heilbar und Selbsthilfe sowieso nicht möglich wäre. Heute wissen wir, dass Heilung möglich und Selbsthilfe dabei sogar sehr nützlich ist.
Einige Möglichkeiten zur Selbsthilfe stellen Andreas Knuf, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut und Christiane Tilly, Diplom-Pädagogin und Ergotherapeutin mit eigener Boderline-Vergangenheit, in diesem Buch vor. 

Es ist in Zusammenarbeit mit anderen Betroffenen entstanden, wodurch mit mehreren Vorschlägen zu einem Thema und auch mit spezifischen Beispielen gearbeitet wird. Es wird sehr schön betont, dass jeder Betroffene anders ist! Das Buch vermittelt nicht die Botschaft "Dieses und jenes MUSS dir helfen!"; sondern weist deutlich darauf hin, dass dem Einen dieses und dem Anderes jenes hilft. So gibt es auch für den Notfallkoffer beispielsweise viele Vorschläge - aber auch den Hinweis, dass jeder für sich entscheiden muss, was er im Koffer haben muss/will. 

Ich denke, dass einiges im Selbsthilfebuch auch für Angehörige interessant sein könnte, doch in erster Linie richtet sich dieses Buch endlich mal direkt an die Betroffenen. Es geht zwar anfangs darum, was Borderline eigentlich ist, doch ansonsten liegt das Hauptaugenmerk darauf, wie man sich selbst helfen kann. 

Wohl das Wichtigste an dem Buch: Es ist nicht einfach nur von Selbsthilfe die Rede, sondern es gibt am Ende der Kapitel Anregungen, Fragen, die man sich selbst stellen sollte. Über die man auch tatsächlich mal nachdenken sollte! 
Auch zum Krisenpass gibt es nicht nur Erklärungen und Vorschläge, sondern am Ende des Buches befindet sich ein Krisenpass, der ausgeschnitten und ausgefüllt werden könnte. Ein Verhaltensanalysebogen ist auch abgebildet, der sicherlich manchmal helfen kann, das eigene Verhalten besser zu verstehen. 

Mir hat das Buch sehr geholfen und war bisher auch das beste Buch, das ich zum Thema Borderline gelesen habe. An vielen Stellen habe ich mich wiedererkannt und ich finde, erst, wenn man merkt, dass man nicht alleine ist mit den ganzen Gefühlen, Problemen, etc., kann man die Persönlichkeitsstörung richtig akzeptieren. Ich selbst habe Jahre dazu gebraucht und war erstaunt, wie klar ich teilweise während der Lektüre des Selbsthilfebuches plötzlich sehen konnte! 

Von daher kann ich das Buch nur empfehlen - vorrangig an Betroffene, doch auch an interessierte Angehörige. Da an "Borderline - Das Selbsthilfebuch" Betroffene mitgearbeitet haben, werden die Empfindungen, Gefühle der Borderliner und die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Krankheit viel besser rübergebracht als in vielen anderen Büchern!

Meiner Meinung nach: Pflichtlektüre für jeden Borderliner!

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