9. August 2015

"Erregendes Spiel" von Lucy M. Talisker

Expect the Unexpected #1

Ein unerklärliches, nie gespürtes Verlangen ergriff von Alice Besitz. Sie hatte plötzlich den starken Wunsch, vor diesem Mann zu knien, sich ihm völlig zu unterwerfen, ganz und gar auszuliefern.

"Du bist echt schräg drauf. Und wie kommst du eigentlich darauf, dass es die richtige Strategie ist, mit einem Mann nach dem anderen zu schlafen und dabei zu hoffen, dass Sam davon so begeistert ist, dass er seine Londoner Ladys verlässt und sich auf ein eheähnliches Abenteuer mit dir einlässt? Für mich klingt das nicht besonders logisch."
"Doch, doch, das ist weibliche Logik", antwortete Alice gelassen. "Sein Jagdinstinkt muss geweckt werden! Ist doch ganz klar - Männer haben sich seit den Neandertalern nicht wirklich gravierend weiterentwickelt."
aus: "Erregendes Spiel" von Lucy Talisker

148 Seiten
ASIN: B00NOYAT1Y
Verlag: books2read
Alice ist jung und attraktiv, genießt den Sex mit wechselnden Partnern, doch die geheime Sehnsucht nach Dominanz und Unterwerfung kann ihr bisher keiner erfüllen. Bei einem Wiedersehen mit ihrem früheren Dozenten, dem englischen Millionär und erfolgreichen Drehbuchautor Sam MacAllan, werden ihre geheimsten Wünsche für eine Nacht wahr. Doch dann ist Sams Dienstreise auch schon beendet und er macht sich auf den Rückweg nach London. Es scheint, als hätte er in Alice nur eine flüchtige Affäre gesehen. Während Alice nicht ahnt, wie stark Sams Gefühle für sie tatsächlich sind, versucht sie, ihm zu zeigen, was er verpasst und lässt weiterhin nichts anbrennen. Schon bald finden sie doch nochmal zusammen und Sam bestellt sie in ein geheimnisvolles Herrenhaus nahe London. Was wird Alice dort erwarten? Kann sie Sam wirklich vertrauen?
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Von "Expect the Unexpected" habe ich das zweite Buch, "Fesselndes Spiel", als erstes gelesen, doch da ich wirklich begeistert war, kam ich natürlich nicht umhin, auch "Erregendes Spiel" zu lesen. Und was soll ich sagen? Ich war vom zweiten Teil wirklich begeistert - aber das erste Buch hat mich noch stärker in seinen Bann gezogen, noch stärker fasziniert und begeistert und hat mir sogar tatsächlich NOCH besser gefallen! Ich konnte mich so gut in Alice hineinversetzen, sie so gut verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen.

Lucy M. Taliskers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Story ansich ist mitreißend, Alice ist ein mir sehr sympathischer Charakter und mir fiel es leicht, während des Lesens eins mit der Protagonistin zu werden. Über Sam erfährt man hier eigentlich nicht besonders viel, aber gerade dieses "Geheimnisvolle" macht ihn vielleicht auch so anziehend.
Sehr gerne lese ich die erotischen Szenen der Autorin. Sie sind einfach - wie soll ich's sagen? - anregend und stilvoll. Sie fachen das Kopfkino des Lesers an, lassen die Szene vor dem inneren Auge erscheinen, als Leser wünscht man sich, selbst Alice zu sein - und dabei rutscht Lucy M. Talisker aber nicht in einen "billigen" Schreibstil ab. Niveauvoll - das ist vielleicht der richtige Ausdruck.

Ich kann "Expect the Unexpected" einfach nur uneingeschränkt empfehlen!
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2. August 2015

"Der Zweite" von Leonie Haubrich

Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man, doch ich kann es nicht bestätigen. Die Zeit lehrt mich nur, den Schmerz besser zu verbergen, doch fühle ich mich noch immer wie die schwangere Katze, die mir in meiner Kindheit zugelaufen ist. Morle haben wir sie genannt. Sie war abgemagert bis auf die Knochen, nur ihr Bauch war so rund, dass es grotesk aussah. Sie hat Unterschlupf in unserem Keller gesucht. Wir haben sie gefüttert. Acht Junge hat sie geboren, die alle innerhalb von wenigen Stunden gestorben sind. Wir haben die kleinen, teils noch nackten Körper im Garten begraben, aber die Katze hat es nicht begriffen. Maunzend und schnuppernd ist sie durch die Räume gestreift, auf der Suche nach ihren Kindern.
aus: "Der Zweite" von Leonie Haubrich

304 Seiten:
ISBN: 9781515073062
Verlag: Self Publishing
Kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge sagt man Britta, ihr Sohn Tim sei gestorben. Obwohl es ihrer Tochter Jennifer gut geht, kommt Britta nie über den Verlust ihres Sohnes hinweg. Einundzwanzig Jahre später stößt sie auf Hinweise, die vermuten lassen, dass Tim vielleicht doch gar nicht tot ist. Britta beginnt, nach Antworten zu suchen und stößt schon bald darauf, dass noch andere Säuglinge verschwunden sind. Steckt dahinter vielleicht doch ein Komplott? Lebt ihr Sohn Tim noch und ist in einer anderen Familie aufgewachsen? Britta sieht sich schon bald mächtigen Gegener gegenüber, die alles daran setzen, sie zum Schweigen zu bringen...
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Ein Kind tot zu gebären oder direkt nach der Geburt zu verlieren, ist schon schlimm genug - doch Britta konnte auch nie wirklich damit abschließen, nie hat sie den toten Säugling gesehen, nie konnte sie sich damit abfinden, dass ihr kleiner Tim nicht lebt. Die Vorstellung von dem, was Britta durchmacht, bringt Leonie Haubrich in "Der Zweite" sehr gut rüber. Bereits im Prolog, in dem der Leser erfährt, was bei und nach der Geburt passiert ist, litt ich mit der Protagonistin mit - und war gefesselt von dem Schreibstil der Autorin, davon, wie bildlich und "hautnah" sie die Szenerie beschreibt.

Im weiteren Verlauf des Buches befand ich mich oft in eine Zwiespalt. Einerseits konnte ich Britta so gut verstehen, ihre Sehnsucht nach Tim, ihre Zweifel an seinem Tod, ihre Suche nach Antworten - doch dann ist da ihre Tochter Jennifer, die ihr Leben lang darunter leiden musste, nur "zweite Wahl" zu sein.
Diesen Zwiespalt, die Emotionen, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung - das alles geht dem Leser während der Lektüre wirklich nahe. Mir fiel es sehr schwer, das Buch nochmal wieder wegzulegen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was noch passiert, wie es sich aufklärt, wer gut ist und wer böse.

Irgendwann wusste ich selbst nicht mehr, wer zu den Guten gehört, wer zu den Bösen gehört, wem man trauen könnte und wem nicht - und von dem Ende war ich dann sowieso SEHR überrascht! Im Nachhinein erscheint es mir zwar total logisch, aber während des Lesens hatte ich damit trotzdem nicht gerechnet.
Mit dem letzten Kapitel war es dann auch so weit - ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und habe mir die Augen ausgeweint.

Die Story, die Ideen, die Umsetzung, die Charaktere, der Schreibstil - mich konnte Leonie Haubrich mit dem Gesamtpaket voll überzeugen!
Die Spannung lässt an keiner Stelle des Buches nach, eher baut sich der Spannungsbogen immer weiter auf. Die "Auflösung" erfolgt dann letzten Endes relativ schnell, was ich allerdings recht passend fand und was dem (sehr emotionalen!) Ende keinerlei Abbruch tut.
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1. August 2015

"Die verlorenen Spuren" von Kate Morton

Liebe ist der einzige Grund zu heiraten, Laurel. Du darfst nur aus Liebe heiraten!

Später sollte Laurel sich fragen, ob alles anders gekommen wäre, wenn sie sich mehr Zeit gelassen hätte. Ob die ganze schreckliche Geschichte vielleicht nie passiert wäre, wenn sie vorsichtiger gewesen wäre. Aber es war passiert, weil sie nicht vorsichtig gewesen war. Weil sie in Eile gewesen war. Und deswegen würde sie sich immer die Schuld an dem geben, was dann geschehen war. Aber damals hatte sie einfach nicht nachgedacht. So sehr, wie sie sich zuerst danach gesehnt hatte, allein zu sein, hatte sie jetzt unbedingt dazugehören wollen, und zwar sofort, als wäre es plötzlich das Wichtigste auf der Welt.

"Schsch, Kleines", hatte ihre Mutter geflüstert, "es war nur ein Traum. Du musst lernen, zwischen Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden. Das ist nicht immer einfach - ich habe lange gebraucht, um es zu lernen, viel zu lange."

aus: "Die verlorenen Spuren" von Kate Morton 

608 Seiten
ISBN: 9783453291003
Verlag: Diana Verlag
Es ist ein warmer, nahezu perfekter Sommertag im Jahr 1961, der für Laurel zum Albtraum wird, als ein Fremder das Grundstück betritt, um ihre Mutter aufzuscuhen.
Fünfzig Jahre später, als sie anlässlich des neunzigsten Geburtstags ihrer Mutter wieder nach Hause, nach Greenacres, fährt, kommen schon bald alte Erinnerungen hoch. Erst jetzt wird Laurel bewusst, dass sie als 16-jährige ein Verbrechen beobachtet hat. Doch was genau geschah den diesem Tag eigentlich? Wer war dieser Mann? Was hatte er mit ihrer Mutter zu tun?
Ein Foto aus dem Jahr 1941, das Dorothy mit einer Frau namens Vivien zeigt. Warum zerbrach die Freundschaft der beiden Frauen? Und wer ist Jimmy, der Mann, den Laurels Mutter mal geliebt hat?
Auf ihrer Suche nach Antworten muss Laurel erkennen, dass nicht alles so ist wie es scheint und dass sie sich in einiger Hinsicht immer in ihrer Mutter getäuscht hat...
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"Die verlorenen Spuren" war mein drittes Buch von Kate Morton und obwohl ich zwischendurch einige Male überlegt habe, ob die anderen Bücher mir besser gefallen haben, konnte mich die Autorin auch mit dieser Geschichte letzten Endes vollends überzeugen.

Wieder gibt es mehrere Erzählstränge, außerdem ist das Buch in drei verschiedene Abschnitte geteilt (Laurel, Dororthy, Vivien). Während wir uns zum Einen in der Gegenwart befinden, in der Laurel sich auf die Suche nach Antworten macht, begeben wir uns an anderer Stelle in die Zeit kurz vor und während des zweiten Weltkrieges, erfahren etwas über Dorothys, doch auch Viviens Kindheit, erleben mit, wie Dorothy versucht, in London ihren eigenen Weg zu gehen, von ihrer Liebe zu Jimmy, von Freundschaften, Intrigen, Geheimnissen und Vertrauen.
Ich mag diese Zeitsprünge in Kate Mortons Büchern sehr gerne! Es gibt so viel mehr Möglichkeiten und Einblicke, als wenn die Geschichte nur aus der gegenwärtigen Zeit erzählt würde.

Obwohl ich mir einiges zwischendurch schon zusammenreimen oder zumindest vorstellen konnte, wurde ich vom Ende doch überrascht, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Der Schluss hat mich dann auch sehr zu Tränen gerührt - genauer gesagt, habe ich mir die Augen ausgeweint ;-)

Kate Morton hat einen ganz besonderen Schreibstil, der mich immer wieder von der ersten Seite an in seinen Bann zieht und es erschwert, das Buch nochmal beiseite zu legen. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt man auch alle Protagonisten deutlich besser kennen, was es manchmal aber wirklich schwer macht, sich zu entscheiden, ob man einen Charakter mag oder nicht. Gleichzeitig wird es aber für den Leser auch leichter, einige Handlungsweisen besser zu verstehen.

In "Die verlorenen Spuren" ist außerdem sehr schön zu erkennen, wie Menschen sich verändern können - sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Die psychologischen Aspekte dieses Romans sind wirklich interessant!
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