1. August 2015

"Die verlorenen Spuren" von Kate Morton

Liebe ist der einzige Grund zu heiraten, Laurel. Du darfst nur aus Liebe heiraten!

Später sollte Laurel sich fragen, ob alles anders gekommen wäre, wenn sie sich mehr Zeit gelassen hätte. Ob die ganze schreckliche Geschichte vielleicht nie passiert wäre, wenn sie vorsichtiger gewesen wäre. Aber es war passiert, weil sie nicht vorsichtig gewesen war. Weil sie in Eile gewesen war. Und deswegen würde sie sich immer die Schuld an dem geben, was dann geschehen war. Aber damals hatte sie einfach nicht nachgedacht. So sehr, wie sie sich zuerst danach gesehnt hatte, allein zu sein, hatte sie jetzt unbedingt dazugehören wollen, und zwar sofort, als wäre es plötzlich das Wichtigste auf der Welt.

"Schsch, Kleines", hatte ihre Mutter geflüstert, "es war nur ein Traum. Du musst lernen, zwischen Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden. Das ist nicht immer einfach - ich habe lange gebraucht, um es zu lernen, viel zu lange."

aus: "Die verlorenen Spuren" von Kate Morton 

608 Seiten
ISBN: 9783453291003
Verlag: Diana Verlag
Es ist ein warmer, nahezu perfekter Sommertag im Jahr 1961, der für Laurel zum Albtraum wird, als ein Fremder das Grundstück betritt, um ihre Mutter aufzuscuhen.
Fünfzig Jahre später, als sie anlässlich des neunzigsten Geburtstags ihrer Mutter wieder nach Hause, nach Greenacres, fährt, kommen schon bald alte Erinnerungen hoch. Erst jetzt wird Laurel bewusst, dass sie als 16-jährige ein Verbrechen beobachtet hat. Doch was genau geschah den diesem Tag eigentlich? Wer war dieser Mann? Was hatte er mit ihrer Mutter zu tun?
Ein Foto aus dem Jahr 1941, das Dorothy mit einer Frau namens Vivien zeigt. Warum zerbrach die Freundschaft der beiden Frauen? Und wer ist Jimmy, der Mann, den Laurels Mutter mal geliebt hat?
Auf ihrer Suche nach Antworten muss Laurel erkennen, dass nicht alles so ist wie es scheint und dass sie sich in einiger Hinsicht immer in ihrer Mutter getäuscht hat...
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"Die verlorenen Spuren" war mein drittes Buch von Kate Morton und obwohl ich zwischendurch einige Male überlegt habe, ob die anderen Bücher mir besser gefallen haben, konnte mich die Autorin auch mit dieser Geschichte letzten Endes vollends überzeugen.

Wieder gibt es mehrere Erzählstränge, außerdem ist das Buch in drei verschiedene Abschnitte geteilt (Laurel, Dororthy, Vivien). Während wir uns zum Einen in der Gegenwart befinden, in der Laurel sich auf die Suche nach Antworten macht, begeben wir uns an anderer Stelle in die Zeit kurz vor und während des zweiten Weltkrieges, erfahren etwas über Dorothys, doch auch Viviens Kindheit, erleben mit, wie Dorothy versucht, in London ihren eigenen Weg zu gehen, von ihrer Liebe zu Jimmy, von Freundschaften, Intrigen, Geheimnissen und Vertrauen.
Ich mag diese Zeitsprünge in Kate Mortons Büchern sehr gerne! Es gibt so viel mehr Möglichkeiten und Einblicke, als wenn die Geschichte nur aus der gegenwärtigen Zeit erzählt würde.

Obwohl ich mir einiges zwischendurch schon zusammenreimen oder zumindest vorstellen konnte, wurde ich vom Ende doch überrascht, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Der Schluss hat mich dann auch sehr zu Tränen gerührt - genauer gesagt, habe ich mir die Augen ausgeweint ;-)

Kate Morton hat einen ganz besonderen Schreibstil, der mich immer wieder von der ersten Seite an in seinen Bann zieht und es erschwert, das Buch nochmal beiseite zu legen. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt man auch alle Protagonisten deutlich besser kennen, was es manchmal aber wirklich schwer macht, sich zu entscheiden, ob man einen Charakter mag oder nicht. Gleichzeitig wird es aber für den Leser auch leichter, einige Handlungsweisen besser zu verstehen.

In "Die verlorenen Spuren" ist außerdem sehr schön zu erkennen, wie Menschen sich verändern können - sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Die psychologischen Aspekte dieses Romans sind wirklich interessant!

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