25. Oktober 2015

"Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond

Fünf Farben von Schwarz #1

Er war höflich, das hatte sie an diesem Abend im Restaurant festgestellt. Und er wusste, wie man mit einer Frau umging; ihr die Autotür aufhielt, ihr aus dem Mantel half, ihr sagte, dass sie gut aussehe.
Das waren heute alles keine Selbstverständlichkeiten mehr. Zu oft ließen die Männer sich im Beisein einer Frau gehen. Und dann rechtfertigten sie ihre Unaufmerksamkeit mit der von den Frauen gewollten Eigenständigkeit. Dabei konnte ein Mann eine Frau doch auf Händen tragen und sie trotzdem als gleichberechtigt ansehen.
aus: "Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond

48 Seiten
ASIN: B00XM1AA1S
Belinda hat gerade ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert, doch in ihrem Liebesleben läuft es alle andere als gut... Sie beneidet ihre beste Freundin Elisa, die Haus, Mann, Kinder hat, die "angekommen" und zufrieden ist. Zumindest denkt Belinda das. Umso geschockter ist sie, als sie erfährt, dass auch das Sexleben zwischen ihrer besten Freundin und deren Mann nicht das Wahre ist und Elisa sich gelegentlich in einem Club mit fremden Männern vergnügt...
Elisa nimmt Belinda mit ins "Adam & Eve", wo Belinda einen Unbekannten beobachtet, der sie sofort fasziniert... Er weckt Sehnsüchte und Leidenschaften in ihr, die ihr bisher unbekannt waren, er schleicht sich in ihre Träume und Belinda beschließt bald, ihn auch in der Realität zu suchen und wagt sich nochmal ins "Adam & Eve"... Damit begibt sie sich in ein fesselndes Abenteuer.
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"Fünf Farben von Schwarz - Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond ist zwar "nur" eine Kurzgeschichte, doch bringt die Autorin auf diesen wenigen Seiten alles mit, was das Leserherz begehrt. Schon von der ersten Seite an ist der Leser voll im Geschehen drin, wird gleich mit Belindas Sehnsucht nach dem mysteriösen Unbekannten konfrontiert.
Und auch der anschließende Rückblick, wie alles begann, scheint wie aus dem Leben gegriffen. Das Problem, sich an einem Punkt zu befinden, an dem irgendwie alles stagniert, der richtige (Sex-)Partner fehlt, usw. kennen sehr viele - und die Autorin beschreibt Belindas Gefühle so, dass man sie sehr gut nachvollziehen kann. Auch ihre Unsicherheit während der Besuche im Club... Deborah Diamond hat einen Schreibstil, der Nähe erzeugt, der es ermöglicht, dass der Leser sich der Protagonistin nahe fühlt.

Mit Leopold hat die Autorin dann auch quasi den "perfekten" Mann dargestellt ;-) Dass Belinda sich zu diesem Mann hingezogen fühlt, ist eindeutig nachvollziehbar.
Sehr gut gefallen haben mir in "Dunkle Leidenschaft" auch die erotischen Szenen. Sie sind nicht "billig" und "niveaulos" beschrieben, sondern stilvoll und anregend. Es macht Spaß, sie zu lesen.

Das Ende kam dann leider viel zu schnell... Doch zum Glück gibt es ja bereits den zweiten Teil! ;-)
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4. Oktober 2015

"Justine oder Vom Missgeschick der Tugend" von Marquis de Sade

Ein Quentchen weniger von Ihrer lächerlichen Sittsamkeit, und Sie könnten ohne weiteres ein angenehmes Dasein bei jedem großzügig denkenden Menschen finden. Das sollte Ihr eigentliches Ziel sein; mit der Tugend, auf die Sie so stolz pochen, kann die Welt überhaupt nichts anfangen. Sie können ruhig darauf hinweisen, aber kein Mensch wird Ihnen ein Glas Wasser dafür geben. Leute wie ich, die so tun, als ob sie wacker Almosen spenden - was wir in Wirklichkeit am allerwenigsten tun, ja, was uns geradezu anekelt - wollen für das Geld, das aus ihrer Tasche kommt, etwas eintauschen. Was kann nun ein kleines Mädchen, wie Sie es sind, uns für eine erwiesene Hilfe geben, wenn nicht die vorbehaltlose Zustimmung zu allem, was man von ihr verlangt?

Lassen Sie mich dem Tod entgegengehen. Ich fürchte ihn nicht, er wird meinem Leiden ein Ende setzen. Nur der muss ihn fürchten, der glücklich und friedlich lebt, aber das arme Geschöpf, das immer wieder auf Schlangen getreten ist, dessen blutige Füße nur Dornen verspürten, das die Menschen nur kennenlernte, um sie hassen zu müssen, das nur gelebt hat, um das Leben zu verabscheuen - das Mädchen, das Eltern, Vermögen, Hilfe, Schutz, Freunde verloren hat, das in der Welt nur Tränen als Trank und Leiden als Nahrung hatte - es sieht den Tod nahen, ohne vor ihm zu zittern. Sie sehnt sich sogar nach ihm wie nach einem sicheren Hafen, in dem wieder die Ruhe einkehren wird - im Schoß eines gerechten Gottes, der gewiss die Unschuld, die auf Erden immer verfolgt wurde, im Himmel trösten und ihre Tränen trocknen wird!
aus: "Justine oder Vom Missgeschick der Tugend" von Marquis de Sade

Justine und ihre Schwester Juliette werden jung zu Waisen. Während Juliette den Weg der Laster wählt, ist Justine zu tugendhaft und fromm, um sich den Lastern hinzugeben und Verbrechen zu begehen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.
Auf ihrer Suche nach einer Unterkunft und Arbeit begegnet das junge Mädchen vielen Menschen, in denen sie jedes Mal wieder das Gute sieht. Leichtgläubig wie sie ist, fasst sie schnell Vertrauen. Während sie immer wieder hofft, Menschen zu finden, denen die Tugend ebenso viel bedeutet wie ihr, muss sie feststellen, dass die meisten, denen sie ihre Geschichte erzählt, ihre Leichtgläubigkeit und Tugendhaftigkeit auszunutzen zu wissen. Vergewaltigungen, Sadismus, Morde und Diebstähle sind nur einige der schrecklichen Dinge, die dem jungen Mädchen auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt widerfahren.
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Ich finde es schwer, ein Buch wie "Justine" von Marquis de Sade zu rezensieren bzw. finde ich es generell sehr schwer, 'Klassiker' zu bewerten.
Doch liest man sich auf diversen Plattformen die Rezensionen zu diesem Werk durch, stellt man fest, dass sie sehr zwiegespalten und teilweise auch sehr negativ sind. Daher komme ich einfach nicht umhin, meine positive Meinung niederzuschreiben ;-)

Es ist keine leichte Kost. Das sollte aber jedem, der sich mit solchen Werken befassen möchte, auch im Vorfeld klar sein. Ich habe die zweite Fassung gelesen und mich letztendlich gewundert, was alle nun sooo schlimm daran finden. Später habe ich dann rausgefunden, dass die dritte Fassung wohl um einiges detaillierter und grausamer ist. Die zweite Fassung fand ich persönlich fast 'harmlos'. Die sadistischen, grausamen Szenen werden allesamt nicht gerade detailliert beschrieben, vieles bleibt dem Kopfkino des Lesers überlassen, wird eigentlich nur angedeutet.


Das ganze Thema, das ganze Unglück, das Justine widerfährt, einfach nur, weil sie nicht gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen möchte, weil sie den selbstgewählten Weg der Tugend nicht verlassenmöchte, ist schockierend und tragisch. Als Leser tut Justine einem wirklich Leid - allerdings entwickelt man irgendwann auch eine, mindestens leichte, Wut auf sie, weil sie aus ihrem bisherigen Leidensweg nicht lernt, weil sie trotzdem auf ihren Werten beharrt. Man weiß irgendwann einfach nicht mehr, ob das bewundernswert oder einfach nur dämlich ist. Man verliert selbst den Glauben daran, dass das "Gute" immer gewinnt, dass alles irgendwann belohnt wird.

Mich hat "Justine" auf jeden Fall sehr berührt und bewegt. Ich hätte auch nie gedacht, dass es zu den Büchern gehört, bei denen ich mir am Ende die Augen ausweine!
Für sehr zartbesaitete Leser würde ich es nicht unbedingt empfehlen. Es ist halt keine seichte Liebesromanze ;-) Das sollte jedem bewusst sein. Aber ansonsten - klare Empfehlung und volle Punktzahl!
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1. Oktober 2015

"Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz

Wenn am Ende alles Nichts war, welche Bedeutung hatten dann das Leben, das Kämpfen, das Lachen und das Weinen sowie die großen Momente des Glücks auf diesem Planeten? Das Nichts machte ihr am meisten Angst. Warum dachte man über seine Endlichkeit, den Sinn des Daseins, das Wohin-wir-Gehen, das Wo-wir-Enden eigentlich nie in Momenten der Hingabe und des Glücks nach?
aus: "Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz

200 Seiten
ISBN: 9783944359090
Verlag: Schruf & Stipetic
Wenn Olivia tanzt, ist sie glücklich. Dann könnte die Welt kaum schöner sein. Auch mit ihrem Stiefvater Karlo ist alles super. Doch dann macht Olivia eine Entdeckung, die ihr den Boden unter den Füßen wegreißt... Ihr ganzes Leben lang hat sie geglaubt, ihr Vater wäre tot. Könnte er vielleicht doch noch leben? Wer ist ihr wahrer Vater?
Aaron ist als Rechtsanwalt erfolgreich und steht mit beiden Beinen im Leben. Ein kleiner Zwischenfall zeigt ihm jedoch, wie schnell alles ins Wanken geraten kann. Und dann gerät sein Leben völlig aus den Fugen, als Olivia in sein Leben tritt. Olivia, die vielleicht seine Tochter sein könnte...
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"Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz ist ein Roman, der mich etwas zwiegespalten zurückgelassen hat. Es ist sehr schwierig für mich, dieses Buch zu bewerten, da Anfang und Ende mich sehr gefesselt und berührt haben - ich zwischendurch aber ein wenig den Faden verloren habe, nicht so recht vorankam und halt - ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... Es hat mich halt zeitweise dann nicht so gefesselt.

Der Spannungsbogen ist besonders zu Beginn und Ende hoch, dazwischen "plätschert" es manchmal ein wenig vor sich hin. Doch trotz dieser eher negativen Punkte komme ich nicht umhin, zu sagen, dass mich "Als wir Libellen waren" berührt hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Olivias und Aarons Sicht erzählt und besonders am Anfang haben mich die Olivia-Szenen sehr bewegt und vielfach zum Innehalten und Nachdenken gebracht. Es wird sehr deutlich, wie verloren Olivia sich fühlt, wie sehr sie die Tatsache, dass ihr Vater vielleicht doch noch lebt, dass sie ihn kennenlernen könnte, nach so langer Zeit, aus der Bahn geworfen wird. Diese zwiespältigen Gefühle, diese Zerrissenheit, die Olivia fühlt - die hat Alpan Sagsöz wunderbar rübergebracht. Ich konnte sehr gut mit Olivia mitfühlen.
Auch an Aarons Szenen hat mich zwar etwas berührt, doch konnte ich mit ihm nicht so richtig warm werden im Gegensatz zu Olivia.

In der Mitte des Buches war ich dann, wie gesagt, etwas 'lustlos'. Es war irgendwie alles recht 'ruhig', monoton... und passte damit einerseits sehr schön zu dem Thema, zu der Suche nach dem Ich, der Suche nach der Wahrheit, aber die Spannung fehlt dann halt ein wenig. Zum Ende hin hat der Autor allerdings alles wieder wettgemacht, denn hier konnte ich das Buch wieder kaum aus der Hand legen. Ein sehr überraschendes und emotionales Ende!

Ich denke, "Als wir Libellen waren" ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert - wie stark es jemanden berührt oder eben nicht, das sieht dann jeder nach dem Lesen.
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