8. November 2015

"Solange du bei uns bist" von Jodi Picoult

Man muss sich nur kurz umdrehen, und schon haben sich die Menschen, die man sein ganzes Leben lang gekannt hat, total verändert. Dein kleiner Junge lebt plötzlich auf der anderen Seite der Welt, deine wunderschöne Tochter schleicht sich nachts aus dem Haus und dein geschiedener Mann liegt im Sterben. Darum lernen Tänzer auch schon früh, wie man sich bei einer Pirouette orientiert. Schließlich wollen wir alle den Ort wiederfinden, an dem wir angefangen haben.

Wenn eine Nachricht, die man nicht hören will, vor einem aufragt wie der Mount Everest, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Die Tragödie streckt dich nieder wie ein Schwert oder sie verleiht dir neue Kraft. Entweder bricht man schluchzend zusammen oder man strafft die Schultern und sagt: Okay. Wie geht es weiter?
aus: "Solange du bei uns bist" von Jodi Picoult

464 Seiten
ISBN TB: 9783404172962
ISBN HC:
9783785725023
ISBN ePub:
9783838752686
Verlag: Bastei Lübbe
Ein Verkehrsunfall stellt Caras ganze Welt auf den Kopf. Während sie relativ leicht verletzt davonkommt, hat ihr Dad ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, liegt im Koma und wird sich laut der ärztlichen Prognosen vermutlich nie wieder erholen. Und zu allem Überfluss führt die Nachricht von dem Unfall auch ihren älteren Bruder Edward, der vor sechs Jahren nach Thailand verschwand und seitdem keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte, zurück in die USA. Sein Verschwinden hat Cara ihm nie verziehen.
Während Cara fest daran glaubt, dass ihr Vater sich wieder erholen wird, schenkt Edward den ärztlichen Prognosen Glauben und möchte seinen Vater sterben lassen sowie seine Organe spenden. Doch möchte er damit den Wunsch seines Vaters erfüllen oder wird er von Rachegedanken angetrieben?
Wie weit werden die Geschwister gehen, um ihre Wünsche durchzusetzen?
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In "Solange du bei uns bist" hat Jodi Picoult wieder ein sehr sensibles Thema aufgegriffen. Man mag sich kaum vorstellen, die Entscheidung treffen zu müssen, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen beim eigenen Vater eingestellt werden oder nicht.

Wie es in den Büchern der Autorin üblich ist, lässt sie verschiedene Charaktere zu Wort kommen, so dass der Leser die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln liest. Ich mag diese Schreibweise sehr gerne.
In "Solange du bei uns bist" waren die Kapitel aus Lukes Sicht, der ja bereits im Koma liegt und dessen Kapitel daher in der Vergangenheit spielen, besonders schön. Der Leser erfährt sehr viel über die Wölfe, deren Verhalten Luke erforscht hat. Ich mochte Wölfe schon immer gerne - doch dieses Buch hat mir nochmal eine ganz andere Sichtweise ermöglicht.

Die medizinische, juristische und emotionale Komponente ist ebenfalls wieder einmalig - Jodi Picoults Bücher berühren mich jedes Mal wieder. Auch hier habe ich mir zum Ende hin die Augen ausgeweint.

Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen, dass "Solange du da bist" ein fesselnder, berührender und emotionaler Roman ist, der den Leser zum Nachdenken anregt.
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25. Oktober 2015

"Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond

Fünf Farben von Schwarz #1

Er war höflich, das hatte sie an diesem Abend im Restaurant festgestellt. Und er wusste, wie man mit einer Frau umging; ihr die Autotür aufhielt, ihr aus dem Mantel half, ihr sagte, dass sie gut aussehe.
Das waren heute alles keine Selbstverständlichkeiten mehr. Zu oft ließen die Männer sich im Beisein einer Frau gehen. Und dann rechtfertigten sie ihre Unaufmerksamkeit mit der von den Frauen gewollten Eigenständigkeit. Dabei konnte ein Mann eine Frau doch auf Händen tragen und sie trotzdem als gleichberechtigt ansehen.
aus: "Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond

48 Seiten
ASIN: B00XM1AA1S
Belinda hat gerade ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert, doch in ihrem Liebesleben läuft es alle andere als gut... Sie beneidet ihre beste Freundin Elisa, die Haus, Mann, Kinder hat, die "angekommen" und zufrieden ist. Zumindest denkt Belinda das. Umso geschockter ist sie, als sie erfährt, dass auch das Sexleben zwischen ihrer besten Freundin und deren Mann nicht das Wahre ist und Elisa sich gelegentlich in einem Club mit fremden Männern vergnügt...
Elisa nimmt Belinda mit ins "Adam & Eve", wo Belinda einen Unbekannten beobachtet, der sie sofort fasziniert... Er weckt Sehnsüchte und Leidenschaften in ihr, die ihr bisher unbekannt waren, er schleicht sich in ihre Träume und Belinda beschließt bald, ihn auch in der Realität zu suchen und wagt sich nochmal ins "Adam & Eve"... Damit begibt sie sich in ein fesselndes Abenteuer.
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"Fünf Farben von Schwarz - Dunkle Leidenschaft" von Deborah Diamond ist zwar "nur" eine Kurzgeschichte, doch bringt die Autorin auf diesen wenigen Seiten alles mit, was das Leserherz begehrt. Schon von der ersten Seite an ist der Leser voll im Geschehen drin, wird gleich mit Belindas Sehnsucht nach dem mysteriösen Unbekannten konfrontiert.
Und auch der anschließende Rückblick, wie alles begann, scheint wie aus dem Leben gegriffen. Das Problem, sich an einem Punkt zu befinden, an dem irgendwie alles stagniert, der richtige (Sex-)Partner fehlt, usw. kennen sehr viele - und die Autorin beschreibt Belindas Gefühle so, dass man sie sehr gut nachvollziehen kann. Auch ihre Unsicherheit während der Besuche im Club... Deborah Diamond hat einen Schreibstil, der Nähe erzeugt, der es ermöglicht, dass der Leser sich der Protagonistin nahe fühlt.

Mit Leopold hat die Autorin dann auch quasi den "perfekten" Mann dargestellt ;-) Dass Belinda sich zu diesem Mann hingezogen fühlt, ist eindeutig nachvollziehbar.
Sehr gut gefallen haben mir in "Dunkle Leidenschaft" auch die erotischen Szenen. Sie sind nicht "billig" und "niveaulos" beschrieben, sondern stilvoll und anregend. Es macht Spaß, sie zu lesen.

Das Ende kam dann leider viel zu schnell... Doch zum Glück gibt es ja bereits den zweiten Teil! ;-)
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4. Oktober 2015

"Justine oder Vom Missgeschick der Tugend" von Marquis de Sade

Ein Quentchen weniger von Ihrer lächerlichen Sittsamkeit, und Sie könnten ohne weiteres ein angenehmes Dasein bei jedem großzügig denkenden Menschen finden. Das sollte Ihr eigentliches Ziel sein; mit der Tugend, auf die Sie so stolz pochen, kann die Welt überhaupt nichts anfangen. Sie können ruhig darauf hinweisen, aber kein Mensch wird Ihnen ein Glas Wasser dafür geben. Leute wie ich, die so tun, als ob sie wacker Almosen spenden - was wir in Wirklichkeit am allerwenigsten tun, ja, was uns geradezu anekelt - wollen für das Geld, das aus ihrer Tasche kommt, etwas eintauschen. Was kann nun ein kleines Mädchen, wie Sie es sind, uns für eine erwiesene Hilfe geben, wenn nicht die vorbehaltlose Zustimmung zu allem, was man von ihr verlangt?

Lassen Sie mich dem Tod entgegengehen. Ich fürchte ihn nicht, er wird meinem Leiden ein Ende setzen. Nur der muss ihn fürchten, der glücklich und friedlich lebt, aber das arme Geschöpf, das immer wieder auf Schlangen getreten ist, dessen blutige Füße nur Dornen verspürten, das die Menschen nur kennenlernte, um sie hassen zu müssen, das nur gelebt hat, um das Leben zu verabscheuen - das Mädchen, das Eltern, Vermögen, Hilfe, Schutz, Freunde verloren hat, das in der Welt nur Tränen als Trank und Leiden als Nahrung hatte - es sieht den Tod nahen, ohne vor ihm zu zittern. Sie sehnt sich sogar nach ihm wie nach einem sicheren Hafen, in dem wieder die Ruhe einkehren wird - im Schoß eines gerechten Gottes, der gewiss die Unschuld, die auf Erden immer verfolgt wurde, im Himmel trösten und ihre Tränen trocknen wird!
aus: "Justine oder Vom Missgeschick der Tugend" von Marquis de Sade

Justine und ihre Schwester Juliette werden jung zu Waisen. Während Juliette den Weg der Laster wählt, ist Justine zu tugendhaft und fromm, um sich den Lastern hinzugeben und Verbrechen zu begehen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.
Auf ihrer Suche nach einer Unterkunft und Arbeit begegnet das junge Mädchen vielen Menschen, in denen sie jedes Mal wieder das Gute sieht. Leichtgläubig wie sie ist, fasst sie schnell Vertrauen. Während sie immer wieder hofft, Menschen zu finden, denen die Tugend ebenso viel bedeutet wie ihr, muss sie feststellen, dass die meisten, denen sie ihre Geschichte erzählt, ihre Leichtgläubigkeit und Tugendhaftigkeit auszunutzen zu wissen. Vergewaltigungen, Sadismus, Morde und Diebstähle sind nur einige der schrecklichen Dinge, die dem jungen Mädchen auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt widerfahren.
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Ich finde es schwer, ein Buch wie "Justine" von Marquis de Sade zu rezensieren bzw. finde ich es generell sehr schwer, 'Klassiker' zu bewerten.
Doch liest man sich auf diversen Plattformen die Rezensionen zu diesem Werk durch, stellt man fest, dass sie sehr zwiegespalten und teilweise auch sehr negativ sind. Daher komme ich einfach nicht umhin, meine positive Meinung niederzuschreiben ;-)

Es ist keine leichte Kost. Das sollte aber jedem, der sich mit solchen Werken befassen möchte, auch im Vorfeld klar sein. Ich habe die zweite Fassung gelesen und mich letztendlich gewundert, was alle nun sooo schlimm daran finden. Später habe ich dann rausgefunden, dass die dritte Fassung wohl um einiges detaillierter und grausamer ist. Die zweite Fassung fand ich persönlich fast 'harmlos'. Die sadistischen, grausamen Szenen werden allesamt nicht gerade detailliert beschrieben, vieles bleibt dem Kopfkino des Lesers überlassen, wird eigentlich nur angedeutet.


Das ganze Thema, das ganze Unglück, das Justine widerfährt, einfach nur, weil sie nicht gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen möchte, weil sie den selbstgewählten Weg der Tugend nicht verlassenmöchte, ist schockierend und tragisch. Als Leser tut Justine einem wirklich Leid - allerdings entwickelt man irgendwann auch eine, mindestens leichte, Wut auf sie, weil sie aus ihrem bisherigen Leidensweg nicht lernt, weil sie trotzdem auf ihren Werten beharrt. Man weiß irgendwann einfach nicht mehr, ob das bewundernswert oder einfach nur dämlich ist. Man verliert selbst den Glauben daran, dass das "Gute" immer gewinnt, dass alles irgendwann belohnt wird.

Mich hat "Justine" auf jeden Fall sehr berührt und bewegt. Ich hätte auch nie gedacht, dass es zu den Büchern gehört, bei denen ich mir am Ende die Augen ausweine!
Für sehr zartbesaitete Leser würde ich es nicht unbedingt empfehlen. Es ist halt keine seichte Liebesromanze ;-) Das sollte jedem bewusst sein. Aber ansonsten - klare Empfehlung und volle Punktzahl!
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1. Oktober 2015

"Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz

Wenn am Ende alles Nichts war, welche Bedeutung hatten dann das Leben, das Kämpfen, das Lachen und das Weinen sowie die großen Momente des Glücks auf diesem Planeten? Das Nichts machte ihr am meisten Angst. Warum dachte man über seine Endlichkeit, den Sinn des Daseins, das Wohin-wir-Gehen, das Wo-wir-Enden eigentlich nie in Momenten der Hingabe und des Glücks nach?
aus: "Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz

200 Seiten
ISBN: 9783944359090
Verlag: Schruf & Stipetic
Wenn Olivia tanzt, ist sie glücklich. Dann könnte die Welt kaum schöner sein. Auch mit ihrem Stiefvater Karlo ist alles super. Doch dann macht Olivia eine Entdeckung, die ihr den Boden unter den Füßen wegreißt... Ihr ganzes Leben lang hat sie geglaubt, ihr Vater wäre tot. Könnte er vielleicht doch noch leben? Wer ist ihr wahrer Vater?
Aaron ist als Rechtsanwalt erfolgreich und steht mit beiden Beinen im Leben. Ein kleiner Zwischenfall zeigt ihm jedoch, wie schnell alles ins Wanken geraten kann. Und dann gerät sein Leben völlig aus den Fugen, als Olivia in sein Leben tritt. Olivia, die vielleicht seine Tochter sein könnte...
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"Als wir Libellen waren" von Alpan Sagsöz ist ein Roman, der mich etwas zwiegespalten zurückgelassen hat. Es ist sehr schwierig für mich, dieses Buch zu bewerten, da Anfang und Ende mich sehr gefesselt und berührt haben - ich zwischendurch aber ein wenig den Faden verloren habe, nicht so recht vorankam und halt - ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... Es hat mich halt zeitweise dann nicht so gefesselt.

Der Spannungsbogen ist besonders zu Beginn und Ende hoch, dazwischen "plätschert" es manchmal ein wenig vor sich hin. Doch trotz dieser eher negativen Punkte komme ich nicht umhin, zu sagen, dass mich "Als wir Libellen waren" berührt hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Olivias und Aarons Sicht erzählt und besonders am Anfang haben mich die Olivia-Szenen sehr bewegt und vielfach zum Innehalten und Nachdenken gebracht. Es wird sehr deutlich, wie verloren Olivia sich fühlt, wie sehr sie die Tatsache, dass ihr Vater vielleicht doch noch lebt, dass sie ihn kennenlernen könnte, nach so langer Zeit, aus der Bahn geworfen wird. Diese zwiespältigen Gefühle, diese Zerrissenheit, die Olivia fühlt - die hat Alpan Sagsöz wunderbar rübergebracht. Ich konnte sehr gut mit Olivia mitfühlen.
Auch an Aarons Szenen hat mich zwar etwas berührt, doch konnte ich mit ihm nicht so richtig warm werden im Gegensatz zu Olivia.

In der Mitte des Buches war ich dann, wie gesagt, etwas 'lustlos'. Es war irgendwie alles recht 'ruhig', monoton... und passte damit einerseits sehr schön zu dem Thema, zu der Suche nach dem Ich, der Suche nach der Wahrheit, aber die Spannung fehlt dann halt ein wenig. Zum Ende hin hat der Autor allerdings alles wieder wettgemacht, denn hier konnte ich das Buch wieder kaum aus der Hand legen. Ein sehr überraschendes und emotionales Ende!

Ich denke, "Als wir Libellen waren" ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert - wie stark es jemanden berührt oder eben nicht, das sieht dann jeder nach dem Lesen.
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30. September 2015

"Doppeltes Spiel" von Lucy M.Talisker

SPOILERWARNUNG!
Expect the Unexpected
#3

"Du bist mein Master. Nur du bestimmst, was ich tue und was nicht. Deine Art, mich zu lieben, hat mich verwandelt. Es klingt paradox, doch erst dadurch, dass du mich so fest an dich gekettet hast, fühle ich mich wirklich frei..." Sie schluckte, als ihr klar wurde, dass jedes Wort wahr war.

"Du bist eine starke, erwachsene Frau, Alice. Das solltest du nie vergessen. Auch wenn ich als dein Dom über deinen Körper nach meinem Belieben verfüge und bestimme, wie du mir damit Lust und Befriedigung zu verschaffen hast, ist es doch die toughe, selbstbewusste Frau, in die ich mich verliebt habe. Mich interessiert kein scheues Reh, das nur furchtsam darauf wartet, dass ihm jemand sagt, was es zu tun hat." Er sah sie ernst an. "Du hattest immer einen eigenen Willen, Alice, und den werde ich auf keinen Fall brechen."
aus: "Erregendes Spiel" von Lucy Talisker

197 Seiten
ASIN: B014T4K2IC
Verlag: books2read
Auf den Seychellen ist Alice wieder mit ihrem Master Sam vereint. Seine Insel scheint wie das reinste (Liebes-)Paradies und das Paar findet schnell wieder zur alten Vertrautheit zurück. Doch etwas hat sich für Alice doch verändert – denn seit sie Sams Freund Dhiren, der ebenfalls auf der Insel lebt, kennt, geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie fühlt sich von ihm angezogen – aber sie liebt doch Sam? Während Alice noch mit sich und ihren Gefühlen hadert, ist Sam bereits einen Schritt weiter und gestattet seiner geliebten Sub eine Nacht mit Dhiren, der ihr Liebeskünste zeigt, die sie zuvor noch nicht kannte.
Mit Sam und seiner Dominanz auf der einen sowie Dhiren und seinen Künsten auf der anderen Seite könnte das Leben für Alice kaum schöner sein, doch dunkle Wolken ziehen über der Liebesinsel auf und eine Katastrophe bahnt sich an…
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Mit "Doppeltes Spiel" hat Lucy M. Talisker ihren Lesern einen gelungenen Abschluss ihrer "Expect the Unexpected"-Reihe geliefert.

Es ist (wie ich finde) immer schwierig, die letzten Bücher eine Reihe zu rezensieren, da man einerseits nicht zu viel vom Inhalt verraten möchte für diejenigen, die die vorigen Bücher noch nicht kennen und andererseits nicht in jeder Rezension das Gleiche schreiben möchte, was Schreibstil, Ideen, usw. angeht, denn was das angeht, könnte ich mich quasi in jeder Rezension wiederholen ;-) 

Faszinierend finde ich immer wieder Lucys erotische Szenen, die sie detailliert, aber trotzdem stilvoll beschreibt. Sie rutscht nicht ins "Billige" ab, sondern behält einen an- und erregenden und dabei durchaus niveauvollen Schreibstil bei.
Mit dem Inder Dhiren, den wir am Ende vom zweiten Teil bereits kurz kennenlernen durften, wurde in "Doppeltes Spiel" außerdem ein sehr sympathischer Charakter geschaffen, doch auch ein mit bereits bekannten Gesichtern gibt es ein Wiedersehen. Dazu erfahren wir auch ein wenig aus Sams Vergangenheit.

Was mich in diesem Buch besonders fasziniert hat, waren die Tauch-Szenen. Sam und Alice unternehmen diverse Tauchgänge und der Leser kann deutlich merken, dass die Autorin hier aus eigener Erfahrung schreibt. Die Beschreibungen... einfach toll. Diese Szenen wecken die Lust, sofort ins Wasser springen zu wollen!

Das Ende der Reihe lässt keine wichtigen Fragen offen, doch trotzdem noch Raum für Interpretationen und eigene Gedanken. Ein schöner Abschluss einer schönen Trilogie, die ich jedem Erotik- und BDSM-Liebhaber nur ans Herz legen kann!
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25. September 2015

"Liebe, M.A." von Lina Barold

"Argh! Sira! Ich glaub, ich spinne. Hängst du etwa immer noch an diesem Germanikstik-Arsch? Was soll das denn? Der hat dich so scheiße behandelt, das hast du selbst gesagt." Ich mache eine beschwichtigende Handbewegung, aber Vicka schnauzt mich unbeirrt weiter an: "Ich dachte, du wärst über ihn hinweg, aber jetzt fährst du einfach so zu einer dämlichen Tagung, weil Mr. Goethe da vielleicht auftauchen könnte? Tickst du noch richtig? Mache die in Leipzig da irgendwas ins Leitungswasser?"

"Ich habe nie Fehler gemacht, es war immer alles in Ordnung. Jetzt muss ich mal was anders machen. Und vielleicht falle ich dabei noch fünfmal auf die Schnauze. Also, was ich eigentlich sagen wollte: Lasst mich doch einfach mal machen, selbst wenn es falsch ist. Lasst mich auch mal Fehler machen."

Und was ich für ein Leben führen will - das weiß ich einfach noch nicht. Dazu habe ich viel zu lange in einer Hülle der so benannten Normalität gesteckt. Da war es auch ganz nett und gemütlich, aber dann bin ich nachts im Mondschein der Steinallee irgendwie geschlüpft. Und jetzt ist die kleine Raupe hungrig und nimmersatt vom Leben. Vom unbekannten Leben, nicht dem bekannten, normalen, konventionellen.

aus: "Liebe, M.A" von Lina Barold

500 Seiten
ISBN: 9783426434123
Verlag: feelings


Es sind einige Monate vergangen, seit Sira ihren ehemaligen Professor Silvan Heinrich von Lengenfeld zuletzt gesehen hat. Noch immer empfindet sie viel für ihn und sehnt sich nach ihm. Als die beiden sich wieder über den Weg laufen, flammt die Affäre wieder auf, doch was hat Silvan vor? Kann Sira ihm vertrauen? Will Sira ihm vertrauen? Will sie sich nochmal auf ihn einlassen? Und noch immer gilt die Frage: Was hat es mit dem ominösen Verein auf sich?
Dann bekommt Sira auch noch ein verlockendes Jobangebot – doch dafür muss sie ihre Masterarbeit ganze vier Monate früher abgeben. Anschließend muss sie sich nicht nur mit dem neuen Job auseinandersetzen, sondern es tritt auch noch ein weiterer Mann in ihr Leben. Ein Mann, mit dem es so viel einfacher wäre als mit Silvan. Nun ist es an Sira herauszufinden, was sie eigentlich vom Leben und der Liebe erwartet…
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Der Stil-Mix, den das Autorinnen-Duo Lina Barold anwendet, ist einfach genial. Liebe, Freundschaft, Erotik, Drama, absolut genialer Humor und dazu regt es auch noch zum Nachdenken an. Zum Philosophieren über das Leben, die Liebe und Beziehungen, in denen man nicht mit, aber auch nicht ohne den anderen kann.

Womit die beiden auf jeden Fall immer wieder punkten, ist erst mal der Humor. Ich lese selten Bücher, in denen der Humor so genial ist wie in den Büchern von Lina Barold. Er erscheint kein bisschen gekünstelt, kein bisschen wie „Oh, da müsste jetzt aber mal wieder was Lustiges kommen“, sondern passt einfach perfekt hinein. Sarkasmus, Ironie, Galgenhumor – alles vorhanden, genau nach meinem Geschmack. Sehr schön sind auch die regelmäßigen Anspielungen auf andere Bücher und Filme. Seien es nun Klassiker wie Goethe und Fontane oder auch Aktuelles wie Die Tribute von Panem und Shades of Grey.
Ich könnte mich ständig kringelig lachen, wenn ich etwas von Lina Barold lese!

Sehr gut gefallen hat mir auch in diesem Teil wieder die Freundschaft zwischen Sira, Ama und Vicka. Besonders in schwierigen Zeiten, auch in Zeiten des Liebeskummers, sind beste Freundinnen wirklich Gold wert – und genau das stellt auch Lina Barold wunderbar heraus. Die drei Mädels sind wirklich Freundinnen, die durch dick und dünn gehen, die zwar nicht immer einer Meinung, aber jederzeit füreinander da sind! Wundervoll. Ich habe diese Szenen wahnsinnig gerne gelesen.

Nicht nur im Laufe beider Bücher, sondern auch allein in „Liebe, M.A.“ ist sehr schön Siras Entwicklung zu beobachten. Der Leser erlebt sozusagen hautnah mit, wie sie „erwachsen“ wird, wie sie langsam erkennt, was sie möchte, worauf es ankommt und was im Leben wichtig ist. Die Gedanken, die sich Sira macht/machen muss, musste sich wohl jeder im Laufe seines Lebens irgendwann machen und deswegen kann der Leser sich sehr gut in Sira hineinversetzen und mitfühlen.

Richtig interessant ist die Entwicklung zwischen Sira und Silvan. Prickelnd, spannend, erotisch – und als Leser fiebert man das ganze Buch über mit, wie es nun ausgehen wird, ob die beiden ihren Weg finden werden oder nicht.

Obwohl ich „Uni-Sex: Studium emotionale“ letztendlich einen gaaaaanz kleinen Hauch besser fand, sind beide Bücher einfach genial und nur zu empfehlen!
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2. September 2015

"Willkommen in Hawks" von Juliane Käppler

"Meine Gefühlswelt ist ein einziges Chaos", erklärte Anthony plötzlich und fixierte seinen Blick auf einen Punkt an der Zimmerdecke. "Ganze Stunden am Tag verbarrikadiere ich mich in erschreckend echt wirkenden Traumwelten, in denen alles möglich ist. Von diesen Ausflügen kehre ich mit genug Optimismus zurück, um mich in der Realität zumindest für eine gewisse Zeit wahnsinnig glücklich zu fühlen. So lange, bis irgendetwas geschieht, das mich weckt und mich zurück in den Alltag befördert, wo ich so lange herumirre, bis ich den Eingang in eine neue Fantasie finde." Ohne Charlotte anzuschauen, verzog er den Mund zu einem traurigen Grinsen. "Es muss eine tolle Sache sein, zurückzubekommen, was man zu geben hat."
aus: "Willkommen in Hawks" von Juliane Käppler
401 Seiten
ISBN: 9783733783822
Verlag: books2read

Für Charlotte, die ursprünglich aus München kommt, heißt es nun: Ein Jahr Schüleraustausch in Michigan. Sie lebt bei ihrer Großmutter Lucy in Hawks, einem kleinen, verschlafenen Ort. Nicht gerade ein Traum für Charlotte - doch dann verliebt sie sich in Cameron. Den "Bad Boy" schlechthin. Die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit, die beiden trotzen aller Widerstände und Hawks hat sich für Charlotte zum schönsten Ort auf der Welt entwickelt - doch dann wird Cameron verhaftet. Für ein Verbrechen, das er nie begangen hat... Doch außer Charlotte glaubt niemand an seine Unschuld. Während Cameron ins Gefängnis kommt, fliegt Charlotte mit gebrochenem Herzen in ihr Heimatland zurück und versucht, ihr Leben weiterzuleben. Erst fünf Jahre später treffen die beiden jungen Menschen wieder aufeinander. Wieder in Hawks. Eine zweite Chance? Doch wer auch immer das Verbrechen damals wirklich begangen hat, hat noch eine Rechnung mit Cameron offen und steht der Zukunft der beiden im Weg...
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"Willkommen in Hawks" von Juliane Käppler ist eines dieser Bücher, an die ich keine großen Erwartungen hatte, eher so die Einstellung "Netter Zeitvertreib, bestimmt schöne Geschichte, will ich lesen", aber ich hätte nicht erwartet, dass ich das Buch so sehr berührt, dass es mich noch deutlich länger beschäftigt, dass ich mir die Augen ausweine, dass ich mir gewünscht habe, das Buch würde nicht enden! Ich habe wirklich zum Ende hin immer langsamer gelesen, weil ich einerseits zwar wissen wollte, wie es ausgeht, aber andererseits nicht wollte, dass es vorbei ist.

Den Schreibstil der Autorin mag ich sowieso sehr gerne - es liest sich flüssig, einfach, die Kapitel fliegen nur so vor sich hin. Es fällt schwer, das Lesen zu unterbrechen. Und dazu dann die wundervolle Story... die fantastsichen, charismatischen Charaktere (ich mochte sowohl Charlotte als auch Cameron, doch auch die meisten Nebencharaktere sehr gerne!), die Beschreibungen von Hawks, das ganze Konstrukt einfach. Das "Gesamtpaket" sozusagen. Es hat mich umgehauen, begeistert.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert - einmal der Teil von Charlottes Schüleraustausch, wo sie Cameron kennenlernt, bis hin zu Camerons Verhaftung; und anschließend fünf Jahre später, als Charlotte wieder nach Hawks kommt. Am Ende des ersten Teils musste ich erstmal eine kleine Pause machen. Ich war geschockt. Ich saß tatsächlich starr mit dem Reader in der Hand da und habe nur gedacht "Nein nein nein". Dass Teil zwei dann auch erst fünf Jahre später begann, macht so sehr deutlich, dass nicht immer alles im Leben gerecht ist, dass nicht immer alles perfekt läuft, dass auch die Liebe nicht immer (sofort) eine Chance hat.
Nachdem ich mich dann "umgestellt" und daran gewöhnt hatte, dass die Jugendzeit vorbei war, und es sich jetzt um junge Erwachsene handelte, war ich vom zweiten Teil allerdings genauso begeistert. Es war interessant zu sehen, wie alle ihren Weg gegangen sind, erwachsen geworden sind, sich verändert haben. 
 
Zu viel möchte ich jetzt auch nicht verraten, da es die Spannung nehmen würde. Man muss es einfach selbst lesen. Mich hat das Buch umgehauen und sehr berührt. Ich habe wahnsinnig viele Tränen vergossen. Es ist einfach schön... und traurig... und dramatisch... und scheint so "aus dem Leben gegriffen". Diese Geschichte scheint tatsächlich wie das wahre Leben. Mit allen negativen Seiten. Mit allen Rückschlägen und Niederlagen, die es so gibt. 

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9. August 2015

"Erregendes Spiel" von Lucy M. Talisker

Expect the Unexpected #1

Ein unerklärliches, nie gespürtes Verlangen ergriff von Alice Besitz. Sie hatte plötzlich den starken Wunsch, vor diesem Mann zu knien, sich ihm völlig zu unterwerfen, ganz und gar auszuliefern.

"Du bist echt schräg drauf. Und wie kommst du eigentlich darauf, dass es die richtige Strategie ist, mit einem Mann nach dem anderen zu schlafen und dabei zu hoffen, dass Sam davon so begeistert ist, dass er seine Londoner Ladys verlässt und sich auf ein eheähnliches Abenteuer mit dir einlässt? Für mich klingt das nicht besonders logisch."
"Doch, doch, das ist weibliche Logik", antwortete Alice gelassen. "Sein Jagdinstinkt muss geweckt werden! Ist doch ganz klar - Männer haben sich seit den Neandertalern nicht wirklich gravierend weiterentwickelt."
aus: "Erregendes Spiel" von Lucy Talisker

148 Seiten
ASIN: B00NOYAT1Y
Verlag: books2read
Alice ist jung und attraktiv, genießt den Sex mit wechselnden Partnern, doch die geheime Sehnsucht nach Dominanz und Unterwerfung kann ihr bisher keiner erfüllen. Bei einem Wiedersehen mit ihrem früheren Dozenten, dem englischen Millionär und erfolgreichen Drehbuchautor Sam MacAllan, werden ihre geheimsten Wünsche für eine Nacht wahr. Doch dann ist Sams Dienstreise auch schon beendet und er macht sich auf den Rückweg nach London. Es scheint, als hätte er in Alice nur eine flüchtige Affäre gesehen. Während Alice nicht ahnt, wie stark Sams Gefühle für sie tatsächlich sind, versucht sie, ihm zu zeigen, was er verpasst und lässt weiterhin nichts anbrennen. Schon bald finden sie doch nochmal zusammen und Sam bestellt sie in ein geheimnisvolles Herrenhaus nahe London. Was wird Alice dort erwarten? Kann sie Sam wirklich vertrauen?
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Von "Expect the Unexpected" habe ich das zweite Buch, "Fesselndes Spiel", als erstes gelesen, doch da ich wirklich begeistert war, kam ich natürlich nicht umhin, auch "Erregendes Spiel" zu lesen. Und was soll ich sagen? Ich war vom zweiten Teil wirklich begeistert - aber das erste Buch hat mich noch stärker in seinen Bann gezogen, noch stärker fasziniert und begeistert und hat mir sogar tatsächlich NOCH besser gefallen! Ich konnte mich so gut in Alice hineinversetzen, sie so gut verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen.

Lucy M. Taliskers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Story ansich ist mitreißend, Alice ist ein mir sehr sympathischer Charakter und mir fiel es leicht, während des Lesens eins mit der Protagonistin zu werden. Über Sam erfährt man hier eigentlich nicht besonders viel, aber gerade dieses "Geheimnisvolle" macht ihn vielleicht auch so anziehend.
Sehr gerne lese ich die erotischen Szenen der Autorin. Sie sind einfach - wie soll ich's sagen? - anregend und stilvoll. Sie fachen das Kopfkino des Lesers an, lassen die Szene vor dem inneren Auge erscheinen, als Leser wünscht man sich, selbst Alice zu sein - und dabei rutscht Lucy M. Talisker aber nicht in einen "billigen" Schreibstil ab. Niveauvoll - das ist vielleicht der richtige Ausdruck.

Ich kann "Expect the Unexpected" einfach nur uneingeschränkt empfehlen!
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2. August 2015

"Der Zweite" von Leonie Haubrich

Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man, doch ich kann es nicht bestätigen. Die Zeit lehrt mich nur, den Schmerz besser zu verbergen, doch fühle ich mich noch immer wie die schwangere Katze, die mir in meiner Kindheit zugelaufen ist. Morle haben wir sie genannt. Sie war abgemagert bis auf die Knochen, nur ihr Bauch war so rund, dass es grotesk aussah. Sie hat Unterschlupf in unserem Keller gesucht. Wir haben sie gefüttert. Acht Junge hat sie geboren, die alle innerhalb von wenigen Stunden gestorben sind. Wir haben die kleinen, teils noch nackten Körper im Garten begraben, aber die Katze hat es nicht begriffen. Maunzend und schnuppernd ist sie durch die Räume gestreift, auf der Suche nach ihren Kindern.
aus: "Der Zweite" von Leonie Haubrich

304 Seiten:
ISBN: 9781515073062
Verlag: Self Publishing
Kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge sagt man Britta, ihr Sohn Tim sei gestorben. Obwohl es ihrer Tochter Jennifer gut geht, kommt Britta nie über den Verlust ihres Sohnes hinweg. Einundzwanzig Jahre später stößt sie auf Hinweise, die vermuten lassen, dass Tim vielleicht doch gar nicht tot ist. Britta beginnt, nach Antworten zu suchen und stößt schon bald darauf, dass noch andere Säuglinge verschwunden sind. Steckt dahinter vielleicht doch ein Komplott? Lebt ihr Sohn Tim noch und ist in einer anderen Familie aufgewachsen? Britta sieht sich schon bald mächtigen Gegener gegenüber, die alles daran setzen, sie zum Schweigen zu bringen...
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Ein Kind tot zu gebären oder direkt nach der Geburt zu verlieren, ist schon schlimm genug - doch Britta konnte auch nie wirklich damit abschließen, nie hat sie den toten Säugling gesehen, nie konnte sie sich damit abfinden, dass ihr kleiner Tim nicht lebt. Die Vorstellung von dem, was Britta durchmacht, bringt Leonie Haubrich in "Der Zweite" sehr gut rüber. Bereits im Prolog, in dem der Leser erfährt, was bei und nach der Geburt passiert ist, litt ich mit der Protagonistin mit - und war gefesselt von dem Schreibstil der Autorin, davon, wie bildlich und "hautnah" sie die Szenerie beschreibt.

Im weiteren Verlauf des Buches befand ich mich oft in eine Zwiespalt. Einerseits konnte ich Britta so gut verstehen, ihre Sehnsucht nach Tim, ihre Zweifel an seinem Tod, ihre Suche nach Antworten - doch dann ist da ihre Tochter Jennifer, die ihr Leben lang darunter leiden musste, nur "zweite Wahl" zu sein.
Diesen Zwiespalt, die Emotionen, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung - das alles geht dem Leser während der Lektüre wirklich nahe. Mir fiel es sehr schwer, das Buch nochmal wieder wegzulegen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was noch passiert, wie es sich aufklärt, wer gut ist und wer böse.

Irgendwann wusste ich selbst nicht mehr, wer zu den Guten gehört, wer zu den Bösen gehört, wem man trauen könnte und wem nicht - und von dem Ende war ich dann sowieso SEHR überrascht! Im Nachhinein erscheint es mir zwar total logisch, aber während des Lesens hatte ich damit trotzdem nicht gerechnet.
Mit dem letzten Kapitel war es dann auch so weit - ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und habe mir die Augen ausgeweint.

Die Story, die Ideen, die Umsetzung, die Charaktere, der Schreibstil - mich konnte Leonie Haubrich mit dem Gesamtpaket voll überzeugen!
Die Spannung lässt an keiner Stelle des Buches nach, eher baut sich der Spannungsbogen immer weiter auf. Die "Auflösung" erfolgt dann letzten Endes relativ schnell, was ich allerdings recht passend fand und was dem (sehr emotionalen!) Ende keinerlei Abbruch tut.
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1. August 2015

"Die verlorenen Spuren" von Kate Morton

Liebe ist der einzige Grund zu heiraten, Laurel. Du darfst nur aus Liebe heiraten!

Später sollte Laurel sich fragen, ob alles anders gekommen wäre, wenn sie sich mehr Zeit gelassen hätte. Ob die ganze schreckliche Geschichte vielleicht nie passiert wäre, wenn sie vorsichtiger gewesen wäre. Aber es war passiert, weil sie nicht vorsichtig gewesen war. Weil sie in Eile gewesen war. Und deswegen würde sie sich immer die Schuld an dem geben, was dann geschehen war. Aber damals hatte sie einfach nicht nachgedacht. So sehr, wie sie sich zuerst danach gesehnt hatte, allein zu sein, hatte sie jetzt unbedingt dazugehören wollen, und zwar sofort, als wäre es plötzlich das Wichtigste auf der Welt.

"Schsch, Kleines", hatte ihre Mutter geflüstert, "es war nur ein Traum. Du musst lernen, zwischen Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden. Das ist nicht immer einfach - ich habe lange gebraucht, um es zu lernen, viel zu lange."

aus: "Die verlorenen Spuren" von Kate Morton 

608 Seiten
ISBN: 9783453291003
Verlag: Diana Verlag
Es ist ein warmer, nahezu perfekter Sommertag im Jahr 1961, der für Laurel zum Albtraum wird, als ein Fremder das Grundstück betritt, um ihre Mutter aufzuscuhen.
Fünfzig Jahre später, als sie anlässlich des neunzigsten Geburtstags ihrer Mutter wieder nach Hause, nach Greenacres, fährt, kommen schon bald alte Erinnerungen hoch. Erst jetzt wird Laurel bewusst, dass sie als 16-jährige ein Verbrechen beobachtet hat. Doch was genau geschah den diesem Tag eigentlich? Wer war dieser Mann? Was hatte er mit ihrer Mutter zu tun?
Ein Foto aus dem Jahr 1941, das Dorothy mit einer Frau namens Vivien zeigt. Warum zerbrach die Freundschaft der beiden Frauen? Und wer ist Jimmy, der Mann, den Laurels Mutter mal geliebt hat?
Auf ihrer Suche nach Antworten muss Laurel erkennen, dass nicht alles so ist wie es scheint und dass sie sich in einiger Hinsicht immer in ihrer Mutter getäuscht hat...
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"Die verlorenen Spuren" war mein drittes Buch von Kate Morton und obwohl ich zwischendurch einige Male überlegt habe, ob die anderen Bücher mir besser gefallen haben, konnte mich die Autorin auch mit dieser Geschichte letzten Endes vollends überzeugen.

Wieder gibt es mehrere Erzählstränge, außerdem ist das Buch in drei verschiedene Abschnitte geteilt (Laurel, Dororthy, Vivien). Während wir uns zum Einen in der Gegenwart befinden, in der Laurel sich auf die Suche nach Antworten macht, begeben wir uns an anderer Stelle in die Zeit kurz vor und während des zweiten Weltkrieges, erfahren etwas über Dorothys, doch auch Viviens Kindheit, erleben mit, wie Dorothy versucht, in London ihren eigenen Weg zu gehen, von ihrer Liebe zu Jimmy, von Freundschaften, Intrigen, Geheimnissen und Vertrauen.
Ich mag diese Zeitsprünge in Kate Mortons Büchern sehr gerne! Es gibt so viel mehr Möglichkeiten und Einblicke, als wenn die Geschichte nur aus der gegenwärtigen Zeit erzählt würde.

Obwohl ich mir einiges zwischendurch schon zusammenreimen oder zumindest vorstellen konnte, wurde ich vom Ende doch überrascht, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Der Schluss hat mich dann auch sehr zu Tränen gerührt - genauer gesagt, habe ich mir die Augen ausgeweint ;-)

Kate Morton hat einen ganz besonderen Schreibstil, der mich immer wieder von der ersten Seite an in seinen Bann zieht und es erschwert, das Buch nochmal beiseite zu legen. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt man auch alle Protagonisten deutlich besser kennen, was es manchmal aber wirklich schwer macht, sich zu entscheiden, ob man einen Charakter mag oder nicht. Gleichzeitig wird es aber für den Leser auch leichter, einige Handlungsweisen besser zu verstehen.

In "Die verlorenen Spuren" ist außerdem sehr schön zu erkennen, wie Menschen sich verändern können - sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Die psychologischen Aspekte dieses Romans sind wirklich interessant!
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