25. September 2015

"Liebe, M.A." von Lina Barold

"Argh! Sira! Ich glaub, ich spinne. Hängst du etwa immer noch an diesem Germanikstik-Arsch? Was soll das denn? Der hat dich so scheiße behandelt, das hast du selbst gesagt." Ich mache eine beschwichtigende Handbewegung, aber Vicka schnauzt mich unbeirrt weiter an: "Ich dachte, du wärst über ihn hinweg, aber jetzt fährst du einfach so zu einer dämlichen Tagung, weil Mr. Goethe da vielleicht auftauchen könnte? Tickst du noch richtig? Mache die in Leipzig da irgendwas ins Leitungswasser?"

"Ich habe nie Fehler gemacht, es war immer alles in Ordnung. Jetzt muss ich mal was anders machen. Und vielleicht falle ich dabei noch fünfmal auf die Schnauze. Also, was ich eigentlich sagen wollte: Lasst mich doch einfach mal machen, selbst wenn es falsch ist. Lasst mich auch mal Fehler machen."

Und was ich für ein Leben führen will - das weiß ich einfach noch nicht. Dazu habe ich viel zu lange in einer Hülle der so benannten Normalität gesteckt. Da war es auch ganz nett und gemütlich, aber dann bin ich nachts im Mondschein der Steinallee irgendwie geschlüpft. Und jetzt ist die kleine Raupe hungrig und nimmersatt vom Leben. Vom unbekannten Leben, nicht dem bekannten, normalen, konventionellen.

aus: "Liebe, M.A" von Lina Barold

500 Seiten
ISBN: 9783426434123
Verlag: feelings


Es sind einige Monate vergangen, seit Sira ihren ehemaligen Professor Silvan Heinrich von Lengenfeld zuletzt gesehen hat. Noch immer empfindet sie viel für ihn und sehnt sich nach ihm. Als die beiden sich wieder über den Weg laufen, flammt die Affäre wieder auf, doch was hat Silvan vor? Kann Sira ihm vertrauen? Will Sira ihm vertrauen? Will sie sich nochmal auf ihn einlassen? Und noch immer gilt die Frage: Was hat es mit dem ominösen Verein auf sich?
Dann bekommt Sira auch noch ein verlockendes Jobangebot – doch dafür muss sie ihre Masterarbeit ganze vier Monate früher abgeben. Anschließend muss sie sich nicht nur mit dem neuen Job auseinandersetzen, sondern es tritt auch noch ein weiterer Mann in ihr Leben. Ein Mann, mit dem es so viel einfacher wäre als mit Silvan. Nun ist es an Sira herauszufinden, was sie eigentlich vom Leben und der Liebe erwartet…
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Der Stil-Mix, den das Autorinnen-Duo Lina Barold anwendet, ist einfach genial. Liebe, Freundschaft, Erotik, Drama, absolut genialer Humor und dazu regt es auch noch zum Nachdenken an. Zum Philosophieren über das Leben, die Liebe und Beziehungen, in denen man nicht mit, aber auch nicht ohne den anderen kann.

Womit die beiden auf jeden Fall immer wieder punkten, ist erst mal der Humor. Ich lese selten Bücher, in denen der Humor so genial ist wie in den Büchern von Lina Barold. Er erscheint kein bisschen gekünstelt, kein bisschen wie „Oh, da müsste jetzt aber mal wieder was Lustiges kommen“, sondern passt einfach perfekt hinein. Sarkasmus, Ironie, Galgenhumor – alles vorhanden, genau nach meinem Geschmack. Sehr schön sind auch die regelmäßigen Anspielungen auf andere Bücher und Filme. Seien es nun Klassiker wie Goethe und Fontane oder auch Aktuelles wie Die Tribute von Panem und Shades of Grey.
Ich könnte mich ständig kringelig lachen, wenn ich etwas von Lina Barold lese!

Sehr gut gefallen hat mir auch in diesem Teil wieder die Freundschaft zwischen Sira, Ama und Vicka. Besonders in schwierigen Zeiten, auch in Zeiten des Liebeskummers, sind beste Freundinnen wirklich Gold wert – und genau das stellt auch Lina Barold wunderbar heraus. Die drei Mädels sind wirklich Freundinnen, die durch dick und dünn gehen, die zwar nicht immer einer Meinung, aber jederzeit füreinander da sind! Wundervoll. Ich habe diese Szenen wahnsinnig gerne gelesen.

Nicht nur im Laufe beider Bücher, sondern auch allein in „Liebe, M.A.“ ist sehr schön Siras Entwicklung zu beobachten. Der Leser erlebt sozusagen hautnah mit, wie sie „erwachsen“ wird, wie sie langsam erkennt, was sie möchte, worauf es ankommt und was im Leben wichtig ist. Die Gedanken, die sich Sira macht/machen muss, musste sich wohl jeder im Laufe seines Lebens irgendwann machen und deswegen kann der Leser sich sehr gut in Sira hineinversetzen und mitfühlen.

Richtig interessant ist die Entwicklung zwischen Sira und Silvan. Prickelnd, spannend, erotisch – und als Leser fiebert man das ganze Buch über mit, wie es nun ausgehen wird, ob die beiden ihren Weg finden werden oder nicht.

Obwohl ich „Uni-Sex: Studium emotionale“ letztendlich einen gaaaaanz kleinen Hauch besser fand, sind beide Bücher einfach genial und nur zu empfehlen!

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