5. April 2014

"Depressiv leben - lerne zu verstehen" von Dennis Will

"Ich muss akzeptieren, wie es ist. Ich darf mich nicht ständig gegen meine Depression auflehnen und meine Kraft für das Verstecken meiner Depression opfern. Im Gegenteil, ich muss sie annehmen, sie gehört zu mir. Ich muss meine Kraft dafür einsetzen, um mit ihr zu leben. Ich brauche meine Energie und meine Kraft, um meinen Alltag dahin umzustrukturieren, dass ich trotz meiner Depression glücklich sein kann."
Zitat aus: "Depressiv leben - lerne zu verstehen" von Dennis Will

163 Seiten
ASIN: B00GZZMLC4
Depressionen bringen viele Probleme mit sich. Nicht nur die eigenen Gefühle, die Leere, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit bilden große Hürden für den Erkrankten, sondern die meisten stehen zusätzlich vor der Frage, was sie Familie, Freunden, Bekannten und Kollegen erzählen.
Psychische Erkrankungen finden bereits immer öfter den Weg in die Öffentlichkeit und die Medien. Doch auch wenn dies den Eindruck erweckt, dass psychische Erkrankungen mittlerweile akzeptiert werden, ist die Akzeptanz häufig doch nur oberflächlich.
Noch immer haben Betroffene oft mit Problemen zu kämpfen. "Reiß' dich zusammen", "Anderen geht es viel schlechter" und "Traurig ist jeder mal" sind nur einige Floskeln, die sich viele depressive Menschen ständig anhören müssen. Auch das Alter spielt eine große Rolle - denn dass schon Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an Depressionen leiden können, verstehen viele Außenstehende nicht. 

Einen Schritt in die richtige Richtung - in die Richtung der öffentlichen Akzeptanz - hat Dennis Will mit seinem Buch "Depressiv leben - lerne zu verstehen" getan.
Durch Großmutter und Mutter schon von klein auf mit dem Thema Depressionen konfrontiert, ist Dennis auch selbst an Depressionen erkrankt. Erst im Erwachsenenalter kam die Erkenntnis, dass er bereits seit seiner Kindheit depressiv ist. Doch auch nach der offiziellen Diagnosestellung konnte/wollte er die Krankheit noch nicht akzeptieren.

So wie Dennis Will geht es vielen Menschen. Und während man noch damit kämpft, die eigene Erkrankung selbst zu akzeptieren, muss man sich auch noch mit der mangelnden Akzeptanz der "Außenwelt" rumschlagen. Wie werden Freunde und Familie reagieren? Was sagt man dem Chef, Geschäftspartnern und Arbeitskollegen?
Wer sich als depressiv outet, gilt schnell als schwach. Oder auch als Simulant. Es folgen "gute" Ratschläge wie zum Beispiel, dass man sich nicht so anstellen solle. Man erntet Unverständnis, weshalb man "wegen etwas Traurigkeit" arbeitsunfähig sein kann. Und Antriebslosigkeit wird mit "keine Lust haben" gleich gesetzt. 

"Depressiv leben - lerne zu verstehen" hilft Angehörigen und Interessierten dabei, einen Einblick in das Gefühlsleben eines Depressiven zu erhalten und vielleicht ein wenig zu verstehen, was es bedeutet, an dieser Krankheit zu leiden.
Doch auch für Betroffene lohnt es sich, Dennis Wills Buch zu lesen. Mir selbst hat vor einigen Jahren das Buch "Ich sah in den Spiegel und erkannte mich nicht" von Angelika Walk dabei geholfen, eine Therapie in einer Fachklinik für Psychosomatische Medizin zu beginnen. Bei "Depressiv leben - lerne zu verstehen" bin ich mir recht sicher, dass es mir nun geholfen hätte, mich um einen ambulanten Therapieplatz zu bemühen, wenn ich dies nicht bereits getan hätte.

Dennis beschreibt in seinem Buch eindrucksvoll, wie er gelernt hat, seine Depression zu akzeptieren und sich mit ihr zu arrangieren statt gegen sie zu kämpfen und wie er gelernt hat, dass positive Gedanken tatsächlich helfen können. Deutlich wird auch, wie sehr ihm eine mehrwöchige Therapie in einer Tagesklinik geholfen hat und vielleicht wird der eine oder andere depressive Leser durch seine Schilderungen motiviert, sich selbst mit dem Gedanken an eine Therapie anzufreunden. 

Vom Schreibstil her ist das Buch gut und flüssig zu lesen. Der Leser wird direkt angesprochen, wodurch sich eine recht gute "Autor-Leser-Beziehung" aufbaut. Der Autor verzichtet zudem auf zu viel Fachchinesisch, wodurch das Buch auch für Laien gut verständlich ist.

Dennis Will hat sich meiner Meinung nach auf jeden Fall großen Respekt dafür verdient, dass er mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit geht und für die Akzeptanz von psychischen Krankheiten kämpft. 

Ich hoffe, dass "Depressiv leben - lerne zu verstehen" helfen wird, dass Thema Depression bzw. psychische Krankheiten zu enttabuisieren und für mehr Akzeptanz psychisch kranker Menschen zu sorgen!

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