3. Mai 2014

"Ich versprach dir die Liebe" von Priscille Sibley

Leiden ist niemals fair.
Der Höhepunkt des Perseidenstroms war zwar bereits überschritten, aber die Erde befand sich noch in seinem Einflussbereich. Was würde ich mir wünschen? Die Zeit zurückzudrehen. Ich würde Elle bitten, nicht auf diese Leiter zu steigen. Und ich würde mir wünschen, dass das Baby allen Umständen zum Trotz überlebt. Oder dass ich im Schlaf sterben und wieder bei Elle sein dürfte. Die Leere verschluckte mich fast.
Ich drehte mich auf die Seite und weinte. Ich weinte, wie ich noch nie im Leben geweint hatte.
aus: "Ich versprach dir die Liebe" von Priscille Sibley
447 Seiten
ISBN: 9783404169429
Verlag: Bastei Lübbe
Durch einen blöden Unfall hat der Neurochirurg Matt seine große Liebe verloren. Elles Körper ist zwar noch da, doch als Fachmann weiß er, was die Verletzungen angerichtet haben und dass seine geliebte Frau hirntot ist. Er weiß, dass Elle niemals so leben oder eher sterben wollte und ist bereit, die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden... Doch dann erfährt er, dass Elle schwanger ist. Es war Elles größter Wunsch, nach mehreren Fehl- und Totgeburten doch noch ein Kind zu bekommen. Doch sie ist erst in der achten Woche. Kann Matt Elles Körper so lange am Leben erhalten, bis das Baby lebensfähig ist? Er weigert sich, die Geräte abstellen zu lassen... Und ein Kampf um die richtige Entscheidung, den Willen einer Frau, die nicht mehr für sich selbst sprechen kann und die Rechte eines ungeborenen Babys beginnt...
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Niemals hätte ich gedacht, dass dieses Buch mich so sehr berühren wird wie bisher kaum eines!

Die Geschichte wird uns aus Matts Sicht erzählt. Matt berichtet uns von den Tagen nach Elles Unfall und der Suche nach der richtigen Entscheidung und gibt uns parallel einen Einblick in die gemeinsame Vergangenheit der beiden. Hier greift die Autorin dann auf ein paar "übliche" Klischees in Liebesromanen zurück. So sind Elle und Matt zusammen aufgewachsen, Nachbarskinder, die erste Verliebtheit in der Jugend, dann waren sie erstmal getrennt, bevor sie als Erwachsene doch wieder zusammenfanden, weil es die große Liebe ist.
Priscille Sibley hat dieses "Klischee" allerdings so schön in die Story eingebaut, dass es einfach perfekt passt!

"Ich versprach dir die Liebe" hält dem Leser seine eigene Vergänglichkeit vor Augen. Mir wurde beim Lesen immer wieder deutlich, wie schnell alles vorbei sein kann! Dies war das erste Buch, das mich bereits im ersten Kapitel zum Weinen gebracht hat. Elle ist nur von einer Leiter gefallen - und dabei hat sie sich so große Kopfverletzungen zugezogen, dass es keine Chance mehr gibt. Bei jedem Familienmitglied, das davon erfahren hat, musste ich wieder mitweinen :-( Und auch als Leser habe ich das erlebt, was viele Angehörige in so einem Fall tatsächlich erleben: Ich wollte es nicht glauben! Die Inhaltsangabe gibt zwar auch schon her, dass Elle tatsächlich nicht mehr gesund wird, aber recht lange hat sich doch immer wieder der Gedanke eingeschlichen, ob nicht vielleicht doch ein Wunder geschieht und dass sie doch nicht einfach weg sein kann... Und dann die Erkenntnis, dass tatsächlich so schnell alles vorbei sein kann... Emotionen pur!

Priscille Sibley beeindruckt durch einen angenehmen Schreibstil, der mir manchmal das Gefühl gab, Matt würde mir die Geschichte wirklich gerade erzählen. Dazu kann der Leser ganz in der Geschichte aufgehen und sich darin verlieren. Obwohl einerseits deutlich wird, dass Matt versucht, einen klaren Kopf zu bewahren, um für die Entscheidung, Elle am Leben zu erhalten und so dem Baby eine Lebenschance zu geben, kämpfen zu können, sind andererseits viele Szenen so emotional geschrieben, dass ich die Tränen einfach nicht zurückhalten konnte. Zuletzt habe ich glaube ich bei "Die Tiefen deines Herzens" von Antje Szillat so viel geweint wie bei Priscille Sibleys Debütroman.


Mein einziger Kritikpunkt ist der Begriff "Babyaspirin", den ich zuvor noch nie gehört hatte. Google erklärte mir dann zwar, dass das Aspirin 100 ist, aber die (sehr) kurze Infosuche schien mir, als wenn dieser Begriff in Deutschland nicht allzu oft genutzt wird. Daher hätte ich es besser gefunden, dies nicht mit Babyaspirin zu übersetzen, sondern vielleicht ASS 100 oder so.
Aber darüber kann man hinweg sehen ;-)
Ok, den deutschen Titel finde ich auch nicht so passend wie den originalen. Wieso "The promise of stardust" so wahnsinnig passend ist, versteht man allerdings erst, wenn man das Buch gelesen hat ;-)

Vom Stil her erinnerte mich das Buch sehr an Jodi Picoult. Ich denke, wer Jodi Picoults Bücher liebt, wird auch "Ich versprach dir die Liebe" mögen!
Das Buch ist deutlich umfassender als es der Klappentext vermuten lässt und die Frage, was Elle gewollt hätte und ob man dem ungeborenen Baby eine Chance gibt oder nicht, wird auch vor Gericht verhandelt.


Insgesamt kann ich das Buch nur empfehlen! Es ist kein typischer Liebesroman, sondern eine (Liebes-)Geschichte über Leben, Tod, Liebe und vor allem über die Qual, eine so wichtige Entscheidung treffen zu müssen wie Matt in "Ich versprach dir die Liebe". 

Zur Webseite von Priscille Sibley
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