272 Seiten ISBN: 9783498064938 Verlag: Rowohlt |
Viele, wenn nicht gar die meisten, Menschen wissen, von wem sie
abstammen. Ob ausführlich oder in groben Zügen - etwas ist meist
bekannt.
Doch bei Jennifer Teege war dies anders. Mit vier Wochen gab ihre Mutter sie ins Kinderheim. Mit drei Jahren kam sie zu einer Pflegefamilie, die sie mit sieben Jahren adoptierte. Doch obwohl sie sowohl mit ihren Adoptiveltern als auch mit ihren Adoptivbrüdern gut klar kommt, fehlt immer irgendetwas. Kontakt zu ihrer Mutter und Großmutter hatte sie ab der Adoption nicht mehr und auch über ihre Familiengeschichte war nicht viel bekannt.
Als Jennifer Teege 38 Jahre alt war, änderte sich dies schlagartig. In einer Hamburger Bibliothek suchte sie nach Büchern über Depressionen - und fand ein Buch über ihre Mutter und deren Vater. Monika Göth, Tochter von Amon Göth, dem Kommandanten des Konzentrationslagers Plaszow.
Jennifer Teege - die jüdische Freunde hat, halb Nigerianerin ist und in Isreal studiert hat. Sie ist die Enkelin eines Nazis. Eines Massenmörders.
In dem Buch "Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen" beschreibt sie ihre Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart und den langen Weg der Akzeptanz der eigenen Familiengeschichte.
Die ganze Geschichte wird nicht nur aus Jennifers gefühlvoller Sicht erzählt, sondern wechselt sich ab mit objektiven Beschreibungen der Journalistin Nikola Sellmair. An vielen Stellen ergänzen sich die Erzählungen der beiden Autorinnen bestens. Während Jennifer Teege dem Leser vor allem einen Einblick in ihre Gefühlswelt, ihr Leben, ihre Familie gibt, berichtet Nikola Sellmair von Gesprächen mit Jennifers Freunden und Familie, liefert aber auch Hintergrundinformationen über Amon Göth, den Nah-Ost-Konflikt und vieles andere.
In einem Prolog wird der Leser direkt ins Geschehen hineingeworfen. Wir befinden uns sofort mit Jennifer in der Bibliothek, wo sie das Buch über ihre Mutter findet. Ein packender Einstieg, der mich sofort gefesselt hat.
Jennifer Teege wurde ahnungslos mit dieser Entdeckung konfrontiert. Durch den schnellen Einstieg erhält der Leser vielleicht eine kleine Ahnung davon, wie sie sich gefühlt haben könnte.
In den folgenden Kapiteln setzt sie sich mit der Erkenntnis, dass sie die Enkelin eines Massenmörders ist, mit ihrem Großvater Amon Göth, ihrer Großmutter Ruth Irene Kalder, ihrer Mutter Monika Göth und ihren Freunden in Isreal - den Enkeln der Opfer - auseinander.
An vielen Stellen sorgt die Lektüre für Gänsehaut und besonders die Ausführungen über Amon Göth lassen manchmal hoffen, dass doch bitte alles nur Fiktion wäre. Leider weiß jeder, dass es die harte Realität ist.
Der Leser wird einbezogen in den Zwiespalt, was Jennifer Teege von ihrer Großmutter halten soll. Sie hat sie als Kind geliebt. Doch nun weiß sie, dass Ruth Irene Kalder zu Amon Göth gehalten hat, dass sie weggesehen hat. Kann sie ihre Großmutter trotzdem weiter lieben?
Der Leser ist auch dabei, als Jennifer ihre Mutter nach vielen Jahren wieder trifft und auch als sie ihren Vater kennen lernt. Wir erfahren, wie sie ihre isrealischen Freunde kennen gelernt hat und wie sie auf die Enthüllung ihres Familiengeheimnisses reagieren.
Doch nicht nur über Jennifers Leben und ihren Prozess, mit der Entdeckung ihrer Vorfahren klarzukommen, erfahren wir viel. Auch über die Zeit des zweiten Weltkrieges, das Leben und Geschehen im KZ Plaszow bzw. der Kommandantenvilla wird viel Interessantes berichtet.
Ein Jahr nach der Entdeckung reiste Jennifer Teege bereits nach Krakau, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Im letzten Kapitel ihres Buches ist sie wieder dort. Vier Jahre nach ihrer Entdeckung begleitet sie eine isrealische Schulklasse nach Plaszow und berichtet von ihrem Leben als Enkelin eines Täters.
Dieses Kapitel bildet einen wunderschönen Abschluss des Buches und hat mich zu Tränen gerührt.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es ist interessant, mitzuerleben, wie Jennifer zwar den Boden unter ihren Füßen verliert - ihn jedoch auch wieder findet. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich flüssig lesen.
Obwohl ich eigentlich eher eine "Schnell-Leserin" bin, musste ich mir für dieses Buch einige Tage Zeit lassen. Zu aufwühlend waren manche Szenen und ich hatte auch das Bedürfnis, diesem Buch Zeit zu widmen.
Es ist nicht die Geschichte der Enkelin eines Opfers, sondern der Enkelin eines Täters. Es ist der Bericht einer starken Frau.
Doch bei Jennifer Teege war dies anders. Mit vier Wochen gab ihre Mutter sie ins Kinderheim. Mit drei Jahren kam sie zu einer Pflegefamilie, die sie mit sieben Jahren adoptierte. Doch obwohl sie sowohl mit ihren Adoptiveltern als auch mit ihren Adoptivbrüdern gut klar kommt, fehlt immer irgendetwas. Kontakt zu ihrer Mutter und Großmutter hatte sie ab der Adoption nicht mehr und auch über ihre Familiengeschichte war nicht viel bekannt.
Als Jennifer Teege 38 Jahre alt war, änderte sich dies schlagartig. In einer Hamburger Bibliothek suchte sie nach Büchern über Depressionen - und fand ein Buch über ihre Mutter und deren Vater. Monika Göth, Tochter von Amon Göth, dem Kommandanten des Konzentrationslagers Plaszow.
Jennifer Teege - die jüdische Freunde hat, halb Nigerianerin ist und in Isreal studiert hat. Sie ist die Enkelin eines Nazis. Eines Massenmörders.
In dem Buch "Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen" beschreibt sie ihre Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart und den langen Weg der Akzeptanz der eigenen Familiengeschichte.
Die ganze Geschichte wird nicht nur aus Jennifers gefühlvoller Sicht erzählt, sondern wechselt sich ab mit objektiven Beschreibungen der Journalistin Nikola Sellmair. An vielen Stellen ergänzen sich die Erzählungen der beiden Autorinnen bestens. Während Jennifer Teege dem Leser vor allem einen Einblick in ihre Gefühlswelt, ihr Leben, ihre Familie gibt, berichtet Nikola Sellmair von Gesprächen mit Jennifers Freunden und Familie, liefert aber auch Hintergrundinformationen über Amon Göth, den Nah-Ost-Konflikt und vieles andere.
In einem Prolog wird der Leser direkt ins Geschehen hineingeworfen. Wir befinden uns sofort mit Jennifer in der Bibliothek, wo sie das Buch über ihre Mutter findet. Ein packender Einstieg, der mich sofort gefesselt hat.
Jennifer Teege wurde ahnungslos mit dieser Entdeckung konfrontiert. Durch den schnellen Einstieg erhält der Leser vielleicht eine kleine Ahnung davon, wie sie sich gefühlt haben könnte.
In den folgenden Kapiteln setzt sie sich mit der Erkenntnis, dass sie die Enkelin eines Massenmörders ist, mit ihrem Großvater Amon Göth, ihrer Großmutter Ruth Irene Kalder, ihrer Mutter Monika Göth und ihren Freunden in Isreal - den Enkeln der Opfer - auseinander.
An vielen Stellen sorgt die Lektüre für Gänsehaut und besonders die Ausführungen über Amon Göth lassen manchmal hoffen, dass doch bitte alles nur Fiktion wäre. Leider weiß jeder, dass es die harte Realität ist.
Der Leser wird einbezogen in den Zwiespalt, was Jennifer Teege von ihrer Großmutter halten soll. Sie hat sie als Kind geliebt. Doch nun weiß sie, dass Ruth Irene Kalder zu Amon Göth gehalten hat, dass sie weggesehen hat. Kann sie ihre Großmutter trotzdem weiter lieben?
Der Leser ist auch dabei, als Jennifer ihre Mutter nach vielen Jahren wieder trifft und auch als sie ihren Vater kennen lernt. Wir erfahren, wie sie ihre isrealischen Freunde kennen gelernt hat und wie sie auf die Enthüllung ihres Familiengeheimnisses reagieren.
Doch nicht nur über Jennifers Leben und ihren Prozess, mit der Entdeckung ihrer Vorfahren klarzukommen, erfahren wir viel. Auch über die Zeit des zweiten Weltkrieges, das Leben und Geschehen im KZ Plaszow bzw. der Kommandantenvilla wird viel Interessantes berichtet.
Ein Jahr nach der Entdeckung reiste Jennifer Teege bereits nach Krakau, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Im letzten Kapitel ihres Buches ist sie wieder dort. Vier Jahre nach ihrer Entdeckung begleitet sie eine isrealische Schulklasse nach Plaszow und berichtet von ihrem Leben als Enkelin eines Täters.
Dieses Kapitel bildet einen wunderschönen Abschluss des Buches und hat mich zu Tränen gerührt.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es ist interessant, mitzuerleben, wie Jennifer zwar den Boden unter ihren Füßen verliert - ihn jedoch auch wieder findet. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich flüssig lesen.
Obwohl ich eigentlich eher eine "Schnell-Leserin" bin, musste ich mir für dieses Buch einige Tage Zeit lassen. Zu aufwühlend waren manche Szenen und ich hatte auch das Bedürfnis, diesem Buch Zeit zu widmen.
Es ist nicht die Geschichte der Enkelin eines Opfers, sondern der Enkelin eines Täters. Es ist der Bericht einer starken Frau.
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